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TAGES-BERICHT
Halb sechs. Es ist hell draußen und ich kann auch sonst nicht mehr schlafen. Also stehe ich einfach auf. Es gibt leider keine Kaffeemaschine im "Stratosphere" Hotel, was aber auch nicht wirklich schlimm ist, da "Starbucks" im Casino rund um die Uhr geöffnet hat. Ich fahre runter und hole zwei Kaffee, was aber etwas dauert, da er gerade frisch gebrüht wird. Es ist relativ kühl draußen, jedenfalls für die Verhältnisse in Las Vegas. An den Spielautomaten ist heute früh nicht ganz so viel los, wie gestern. Aber gut besucht ist das Casino allemale. Wir müssen mal wieder Koffer packen und den Zeitplan einhalten. Ist also auch nicht ganz so entspannt, wie gestern. Macht aber nichts, wir haben ja noch ein paar Ziele auf unserer Reise vor uns.
Schweren Herzens verlassen wir nun Las Vegas und fahren sofort auf die Interstate 15. Es geht Richtung Südwest. Es dauert auch nicht lange, bis wir die Hochhäuser der Stadt aus dem Blickfeld verlieren und sich die Wüstenlandschaft auftut. Wir sind in der Mojave-Wüste. Die Autobahn ist mal wieder ein gerader Strich in einer trostlosen Umgebung. Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel. Man spürt richtig die Hitze, die außerhalb des klimatisierten Busses herrschen muss. Vereinzelt findet man am Straßenrand noch ein paar Casinohotels. Das ohnehin schon spärliche Grün geht noch weiter zurück.
Wir machen einen letzten Stopp im Staate Nevada. Mitten in der Wüste. Es gibt Toiletten, aber Getränke nur am Automaten. Es ist gar nicht so heiß, wie man vermuten konnte. Ein paar Wüstenpflanzen finden sich rund um den Rastplatz, darunter auch der Joshuabaum. Sieht irgendwie komisch aus. Wir fahren weiter und verlassen dann auch bald Nevada, um im letzten Bundesstaat unserer Reise anzukommen. Die letzten vier Tage werden wir in Kalifornien zubringen.
Im Eisenbahnstädtchen Barstow machen wir Mittagspause. Mal wieder in einem typischen Einkaufszentrum. Wir entscheiden uns heute für "Denny's Diner". Man wird platziert und bedient. Das es sich hierbei nicht um eine Fastfood-Kette im klassischen Stil handelt merkt man spätestens daran, dass man recht lange auf sein Essen warten muss, fast zu lange, denn unsere Mittagspause ist zeitlich reichlich begrenzt. Wir bekommen unsere "Steakburger" aber gerade noch rechtzeitig. Es schmeckt, und wenn man das Brötchen einfach mal weg lässt, ist es sogar eine richtige Abwechslung. Sogar die Pommes sind frisch und schmackhaft. Dazu gibt es Cola bis zum Abwinken. Das ganze hat natürlich auch seinen Preis, den das Essen aber wirklich Wert ist. Nur ein bisschen mehr Zeit wäre gut gewesen.
Die ersten Vororte der zweitgrößten Stadt der USA kommen langsam in Sichtweite. Im Großraum Los Angeles leben ca. 10 Mio. Menschen. Wir nähern uns der Metropole auf einer 10spurigen Autobahn. Trotz der fünf Spuren in jede Richtung gibt es hier regelmäßig Stau. Man spricht dann von einem riesigen Parkplatz. Der öffentliche Personennahverkehr ist erst seit Kurzem überhaupt ein Thema in L.A. Wir fahren für mehrere Kilometer an einer S-Bahn entlang, aber einen Zug sehen wir nicht.
Plötzlich sind wir mitten in der City. Unseren ersten Stopp machen wir im ehemaligen Stadtzentrum. An dieser Stelle wurde Los Angeles gegründet. Es waren Spanier und Mexikaner, die um 1740 aus dem Süden kamen und sich hier niederließen. Wir halten an der ersten Missionsstation und spazieren über einen großen, fest installierten Trödelmarkt zum angeblich ältesten Haus der Stadt. Im Quadrat aufgebaut mit schattigem Innenhof. Nicht sehr groß, was es schwierig macht, ein paar vernünftige Aufnahmen zu erwischen. Wir sind nicht der einzige Bus. Wir schauen uns den Markt an, besuchen die Mission und den kleinen Park und dann wird es auch schon wieder Zeit, in den Bus einzusteigen.
Wir sind in Downtown L.A. angekommen. Sehr übersichtlich, aber doch mit ein paar imposanten Wolkenkratzern. Das es hier nicht so viele Hochhäuser gibt, liegt vor allem an der hohen Erdbebengefahr in dieser Region. Wir halten direkt am Dorothy-Chandler-Pavillon, wo die Academy Awards, die Oskars, verliehen wurden. 30 Minuten Zeit zum Bummeln. Es ist relativ warm, aber es weht ein kühler Wind. Die futuristische Konzerthalle, welche von Walt Disney gespendet wurde (und deshalb jetzt auch seinen Namen trägt) glänzt in der Sonne. Das war alles, was man sich unter "Stadtrundfahrt Los Angeles" vorstellen darf. Ich glaube immer mehr, dass unsere Reiseleiterin keine richtige Lust mehr hat.
Wir fahren weiter zu unserm Hotel, dem Westin "Bonaventure", mitten in Downtown L.A. Es dauert ganz schön lange, bis wir unsere Zimmerkarten haben. Etage 18, Zimmer 1841. Wir haben das Zimmer gefunden und mich trifft fast der Schlag. Das Zimmer ist als Einzelzimmer gerade so akzeptabel. Das Bett ist niemals für zwei erwachsene Personen geeignet. Was soll das heute Nacht werden? Jetzt brauche ich erst einmal einen Kaffee und dann eine Zigarette. Rauchen ist in California nun alles andere, als einfach. Es gibt nur wenige Stellen, wo es überhaupt erlaubt ist. Zum Glück gehe ich zum falschen Ausgang des Hotels hinaus. Auf der Rückseite gibt es in einer Ecke einen Ascher. Auf der Vorderseite gar nicht.
17:30 Uhr. Die Nachttour durch Los Angeles wurde auch gestrichen. Wir fahren ersatzweise nach Santa Monica. Die Fahrt über den Highway dauert im Berufsverkehr etwas mehr als eine halbe Stunde. Im Badeort Santa Monica haben wir 2,5 Stunden Zeit. Unser erstes Ziel ist der Santa Monica Pier. Entlang des sehr breiten Sandstrandes wandern wir zu der ehemaligen Landungsbrücke. Heute findet man hier einen Vergnügungspark. Sieht alles ein bisschen herunter gekommen aus und hat dadurch irgendwie seinen Charme. Man fühlt sich 20 oder 30 Jahre zurückversetzt. Seine beste Zeit hat der Park jedenfalls hinter sich. Wir gehen bis zur Spitze der Seebrücke und vor uns breitet sich der pazifische Ozean aus. Jetzt bin ich zum ersten Mal am Pazifik. Wir nutzen die Gelegenheit, an einer der Fressbuden etwas Essbares zu kaufen und spazieren dann weiter zur Fußgängerzone. Es weht ein sehr kühler Wind und wir sind froh, den Pullover dabei zu haben.
Die Third Street ist die Fußgängerzone von Santa Monica. Hier reiht sich ein Geschäft an das andere, unterbrochen durch diverse Restaurants, Bars und Kinos. Das wir hier am Ende (oder Anfang, je nach Betrachtungswinkel) der legendären Route 66 sind erkennt man daran, dass in den Trödelläden viel Krimskrams mit dem bekannten Straßensymbol verkauft wird. Jetzt haben wir den Ausgangspunkt (Chicago) und den Endpunkt der Straße gesehen und sind sogar ein paar Kilometer auf ihr gefahren.
Etwas Besonderes ist die Fußgängerzone aber nicht. Die vielen Straßenmusikanten sorgen für Unterhaltung. Nur die relativ große Zahl von Bettlern irritiert etwas. Es wird langsam dunkel, die Leuchtreklamen werden eingeschaltet. Aber das alles ist natürlich nicht mit dem vergleichbar, was wir in den letzten beiden Tagen in Las Vegas gesehen haben.
Am Bus bekommen wir die Nachricht, dass in unser Zimmer ein Extrabett gestellt wurde. Toll, dann kann es ja doch noch etwas werden mit schlafen. Die Rückfahrt geht etwas zügiger, da die Rushhour wohl vorbei ist. Im Hotel dann aber die Ernüchterung. Kein zweites Bett im Zimmer. Also wieder runter zur Reiseleitung und eine zweite Beanstandung. Lee geht sofort zur Rezeption, diskutiert mit zwei Leuten und kommt wieder. Das Bett ist unterwegs, wir sollen noch einmal nachschauen. Und tatsächlich, ein Klappbett wurde ins Zimmer gestellt. Alle male besser, als in dem anderen kleinen Bett zu zweit schlafen zu müssen. Wir nehmen noch ein Bierchen an der Bar, fahren in die Etage 35 um die Aussicht zu genießen (was aber nicht funktioniert, da es sich um ein Restaurant und nicht um einen Aussichtsplattform handelt) und machen gegen 22:30 Uhr Nachtruhe.
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