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TAGES-BERICHT
Ich habe geschlafen wie ein Stein. Zum Glück habe ich den Wecker gestellt. Aber diese Nacht war mit 7 Stunden die längste, die wir bisher hatten. Tat auch mal gut und heute wird es nicht minder anstrengend. Das Tagesziel ist der Mount Rushmore. Aber davor haben wir wieder gut 650km Busfahrt. Die USA ist ein sehr großes Land. Aber erst einmal freuen wir uns auf das tägliche Roulette mit dem Frühstück. Wir haben zwar nicht gewonnen, aber auch nicht verloren. Heute gibt es keine gequirlten Eier und auch keinen Speck. Dafür aber wieder Toast. Und einen Toaster für zwei Reisegruppen. Und lustiges Wegwerfgeschirr. Egal, ich bin satt geworden und der Kaffee war sogar ganz gut.
Wir starten pünktlich, die Sonne scheint und es ist auch nicht mehr ganz so kalt, wie die letzten beiden Tage. Sioux Falls liegt recht schnell hinter uns und wir sind wieder auf der Interstate. Die Landschaft hat sich im Vergleich zu gestern überhaupt nicht verändert. Nur die Entfernung zwischen den Höfen hat in South Dakota nochmals zugenommen. Die Autobahn ist frei und wir kommen zügig voran. Unseren ersten Stopp machen wir an einem Informationszentrum in der Nähe des Missouri River. Auch dieser Fluss hat reichlich Hochwasser. Es ist immer wieder erstaunlich, wie gepflegt diese Rastplätze sind. Kein Müll liegt auf der Straße rum, der Rasen ist gemäht und die restlichen Grünanlagen sind bestens in Schuss. Man hat von hier eine gute Sicht auf den Fluss.
Die nächste Pause ist schon unsere Mittagspause. Heute etwas eher, da es sonst keine richtige Gelegenheit mehr gibt. Auf die Büffel-Burger verzichten wir, da wir uns gestern mit Verpflegung eingedeckt hatten. Die Rastanlage "Al's Oasis" ist sehr touristisch im alten Westernstil errichtet. Hier, am Ende der Welt, ist es auch etwas teurer. Ein paar Getränke organisieren wir uns im Supermarkt. Dann ist noch etwas Zeit zum trödeln im riesigen Giftshop. Und schon ist die 45minütige Pause auch wieder um und wir fahren weiter Richtung Westen. Der Himmel bewölkt sich langsam. Nach gut zwei Stunden Fahrt machen wir unsere nächste Pause. Eine kleine Raststätte mit einem "Minuteman Raketen Museum". Ja, hier in der Gegend standen im kalten Krieg einige der Abschussbasen. Zum Glück ist das aber Geschichte und die kleinen Präriehunde, die hier auch unterwegs sind, sind sowieso viel possierlicher. Ich mag ja Erdhörnchen. Prairie dogs sind ungefähr genau so groß, aber von weißer Farbe. Sie bilden eine nordamerikanische Gattung der Erdhörnchen und sind mit den Murmeltieren und Zieseln verwand.
Auch heute ist wieder so ein 25-Stunden-Tag. Da wir zum zweiten Mal auf unserer Reise die Zeit zurückdrehen dürfen, haben wir eine Stunde gewonnen. Und das ist auch gut so. Wir haben nämlich den ersten Naturpark auf unserer Tour erreicht. Die "Badlands". In heimischen Gefilden reichlich unbekannt, konnte ich mir auch nicht sehr viel darunter vorstellen. Sind halt ein paar Gesteinsformationen in der Pampa. Und genau so harmlos fängt es auch an. Aber dann kommen wir zum ersten Stopp und zum ersten Aussichtspunkt. Überwältigend! Ausgewaschene Kalksteinfelsen soweit das Auge reicht. Akkurat von rötlichen (Eisen) und grünlichen (Kupfer) Streifen durchzogen. Der Rest ist weißer Kalkstein. Vor ein paar Millionen Jahren war das hier der Grund eines Sees oder Meeres. Man kann sich gar nicht satt sehen, an den teilweise sehr bizarr geformten Felsen. Aber wir haben nur 10 Minuten. Weiter geht die Fahrt zum nächsten Aussichtspunkt.
Wir kommen an der Stelle an, die "Doors and Castles" genannt wird. Ok, Türen habe ich keine erkennen können, aber die Schlösser kann man sich schon vorstellen. Und alles aus natürlich bearbeitetem Kalkstein. Hier kommt man auch etwas näher an die Felsen heran. Aber Vorsicht: Die Schilder "Beware, Rattlesnakes - Vorsicht Klapperschlangen" sind nicht ohne Grund hier aufgestellt. Solange man die sehr gut ausgebauten Wege nicht verlässt, sollte aber nichts passieren. Da der Weg bis zum Aussichtspunkt etwas weiter ist, haben wir hier 15 Minuten Pause. Etwas Bewegung tut auch wirklich gut, nach der langen Busfahrt der letzten beiden Tage.
Einsteigen und wieder 10 Minuten Fahrt bis zum nächsten Aussichtspunkt. Hier finden wir auch das Informationszentrum. Es gibt einen Film zu sehen, den wir uns auch ein Stückchen ansehen. Aber noch ist das Wetter so gut, dass es uns schnell wieder ins Freie zieht. Egal, wie viel Freizeit wir auch haben, es ist zu wenig! Schon wieder sitzen wir im Bus und fahren zum vorletzten Stopp. Hier hat sich die Farbe der Felsen etwas verändert. Zu Rot und Grün gesellt sich jetzt auch noch Gelb, was auf das Vorhandensein von Schwefel hindeutet. Den letzten Stopp machen wir an einer Stelle, wo man noch einmal die gewaltigen Dimensionen der Kalksteinformationen erahnen kann. Diese unermessliche Weite der Felslandschaft hatte ich nicht erwartet. Der Badlands-Nationalpark hat eine Fläche von fast 1000 km2. Nach zwei Stunden Badlands wieder auf der Autobahn, hören wir uns im Bus meine CD an, welche ich im Infozentrum erworben habe.
Der Himmel verdunkelt sich langsam. Es ist aber erst 15 Uhr, was darauf deuten lässt, dass es bald regnen wird. Und richtig, das Wetter enttäuscht uns nicht. Es gießt, als wir an Rapid City vorbei fahren. Wir haben noch ein Ziel heute: Mount Rushmore. Langsam steigt die Straße an. Wir kommen an etlichen touristischen Attraktionen vorbei. Ein Reptilienhaus, ein Bärengehege, alte Minen. In diesem Gebiet wurde früher Silber und auch Gold abgebaut. Gold findet man auch heute noch. Dann fahren wir durch Keystone, eine im Westernstil aufgebaute künstliche Touristenstadt. Sieht aber gar nicht mal so schlecht aus. Anhalten tun wir hier nicht. Erstens haben wir keine Zeit und zweitens gießt es immer noch.
Wir sind auf dem Gipfel angekommen. Pünktlich zum Stopp hört der Regen auf und sogar die Sonne zeigt sich noch einmal. Und dann stehen wir auch schon an dem Felsen, aus welchem die vier Präsidenten Washington, Jeffersons, Roosevelt und Lincoln herausgearbeitet wurden. Beendet wurden die Arbeiten im Jahre 1974. Ist schon irre, auf was für Ideen manche Menschen kommen. Einfach ein paar Köpfe in den Granitfelsen schneiden. Man hat ja sonst auch nichts weiter zu tun. Aber das Ergebnis ist gewaltig und gehört wohl nicht umsonst zu den weltweit bekanntesten Monumenten. Natürlich gibt es hier auch einen Giftshop und alle anderen Notwendigkeiten für so ein Ausflugsziel. Und schon wieder sind 45 Minuten vorbei.
Wir fahren den Berg wieder runter in das kleine Städtchen Rapid City. Früher war Rapid City einmal richtig bedeutend, da sich hier sechs Eisenbahnlinien treffen (oder trafen). Heute wird hier nur noch zwischen Schiene und Straße umgeladen. Ungewöhnlich früh kommen wir in unserem Hotel für die nächste Nacht an. "Howard Johnson". Ein etwas kleineres Hotel, aber mit allen notwendigen Annehmlichkeiten. Nur das WiFi im Zimmer lässt zu wünschen übrig. Schwaches und regelmäßig aussetzendes Signal. Es reicht aber, um den Wetterbericht für den morgigen Tag in Erfahrung zu bringen. Es wird so wie heute, nur wieder etwas kälter. Ist aber auch logisch. Wir fahren schließlich ins Gebirge und wollen auf einer Höhe von 1500 Metern ankommen.
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