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TAGES-BERICHT
Da wir am gestrigen Tag fast drei Stunden überzogen haben, beginnt der heutige Tag dafür auch ein paar Minuten später. Für mich aber nicht wirklich. Bin wieder um fünf munter. Das ist aber auch gut so. Ich muss ja schließlich meinen Bericht schreiben und die Kamera möchte etwas Strom haben. Bei einer Tasse amerikanischen Kaffees geht die Schreiberei fast von allein. Frühstück ist identisch zu gestern. Gerührte Eier mit Speck und Schinken. Und der erste Muffin des Urlaubs. Jetzt noch schnell den Koffer packen und ein paar Postkarten schreiben. Koffer vor die Tür und warten, dass es endlich 10 Uhr wird und unsere rund 400km lange Fahrt in die Hauptstadt der Vereinigten Staaten beginnt.
Es regnet. Zum Glück ist es nicht kalt und der Bus fährt auch pünktlich los. Von nun an geht es Richtung Süden. Wir fahren auf der Interstate 95. Nach etwa 90 Minuten Fahrt kommen wir in der Wiege der Nation an, in Philadelphia. Zunächst fahren wir zum großen Museum mit der riesigen Treppe (bekannt aus einem Rocky-Film). Am Fuße der Treppe steht auch ein kleines Denkmal zur Erinnerung an diesen Film. Die 15 Minuten, die wir gestern noch für Fotos hatten, sind heute auf 10 Minuten gekürzt. Trotz des anhaltenden Regens kraxeln aber viele die Treppe hinauf, nur, um den herrlichen Blick auf Downtown Philadelphia zu haben. Leider ist das Panorama ein bisschen in den Wolken verschwunden.
Mit einer kleinen Rundfahrt und vielen Informationen zur Geschichte (wenn nicht das Wort Liberty fällt, fällt das Wort Franklin) arbeiten wir uns zur wohl bedeutendsten Sehenswürdigkeit der Stadt vor. Lori (unsere Busfahrerin für die gesamte Reise) braucht ein Weilchen, um einen Platz zu finden, wo wir den Bus verlassen können. Geschafft. Es hat sogar aufgehört, zu regnen. Aber an der "Liberty Bell", der "Unabhängigkeitssglocke", steht eine Menschenschlange ungeheuren Ausmaßes, so dass wir einstimmig beschließen, den Rundgang durch das historische Philadelphia vorzuziehen.
Wir besichtigen die "Tischlerei". Natürlich ist das keine echte Tischlerei. Es ist vielmehr das Gebäude, in welchem am 04.07.1776 die Unabhängigkeitserklärung von 12 der ehemals 13 Kolonien (die Deputierten aus Rhode Island fehlten) unterzeichnet wurde. Man kann das Haus betreten. Es gibt die 12 Fahnen der Kolonien und den Tisch, an dem die Unterzeichnung stattfand, zu sehen. Ist aber nicht besonders aufregend.
Benjamin Franklin, Mitautor der Erklärung, war ein vielseitiges Talent. Nicht nur in der Politik hat er seine Spuren hinterlassen. So erfand er z.B. den Blitzableiter und wurde durch den Buchdruck sehr vermögend. Auch das erste Postamt in Philadelphia hat er gegründet. Dieses besuchen wir nun. Da es hier einen besonderen Stempel gibt (und dies natürlich auch hinlänglich bekannt ist), sind wir hier nicht so ganz alleine. Wir können kaum treten. Ob es was zu sehen gab, kann ich nicht sagen. Ich habe jedenfalls nicht viel gesehen.
Liberty Bell, zweiter Versuch. Die Länge der Schlange am Eingang hat sich in der letzten Stunde in etwa verdoppelt. Keine Chance. Durch ein ziemlich schmutziges Fenster kann man aber doch einen Blick auf die Glocke werfen. Wir streichen die Glocke aus dem Programm, womit auch niemand unzufrieden ist.
Jetzt haben wir doch tatsächlich fast eine Stunde Zeit, Mittag zu essen. Dazu gehen wir in die "Börse". Die alte Börse von Philadelphia ist zu einem Food Court umgebaut worden. Wir landen bei "Phillie's", einer Fastfood-Institution in der Stadt. Es gibt "Phillie's Cheese Steak", ein sehr klein geschittenes, gebratenes Steak mit etwas Käse und Zwiebeln in einem labberigen Bugettes versteckt. Dazu die obligatorischen French fries. Eine Coke ist im Preis von $10,79 (inkl. MWSt. und Service) enthalten. Wir suchen uns einen Platz. Das Zeug schmeckt besser, als es auf den ersten Blick aussieht.
Wir haben nach dem Essen sogar noch etwas Zeit, uns die anderen Fressbuden anzusehen. Lieber wäre ich noch durch ein paar Straßen gelaufen, aber bei dem wolkenbruchartigen Regen hat das keinen Sinn. Ich weiß nicht, ob es nur am Wetter gelegen hat, aber besonders beeindruckt hat mich Philadelphia nicht. Das der Bus eine halbe Stunde zu spät kommt, macht die Sache auch nicht besser.
Vorbei an zwei riesigen Sportarenen verlassen wir die Unabhängigkeitshauptstadt, um unsere Reise nach Washington fortzusetzen. Damit verlassen wir auch den Bundesstaat Pennsylvania und erreichen den kleinsten Bundesstaat der USA, Delaware. Wir machen aber keine Pause hier, sondern fahren rüber nach Maryland. Hier ist dann endlich einmal Pause. Zum Glück muss so ein Bus auch einmal tanken. Und da es aufgehört hat, zu regnen, tut es auch gut, sich die Beine zu vertreten.
Die letzte Etappe für heute bringt uns dann endlich nach McLean, einer Stadt in Virginia, ganz in der Nähe der Hauptstadt Washington. Hier überfallen wir den Supermarkt. Ist ein komisches Bild, wenn 45 Leute gleichzeitig in den Markt rammeln. Da müssen wir aber durch, da wir mal wieder nur 20 Minuten Zeit haben. Und amerikanische Supermärkte sind groß, sehr groß.
Natürlich kommen wir nicht nach 20 Minuten los. War echt nicht zu erwarten. Aber für die paar Meter bis zum Hotel brauchen wir jetzt auch nicht lange. Wir landen im "Courtyard Marriott", mitten in einem Gewerbegebiet. Da wir aber eh nur zum Schlafen hier sein werden, stört uns das nicht im Geringsten. Wir verspeisen noch unsere Riesenbrötchen und versuchen, heute mal etwas eher zur Ruhe zu kommen.
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*PLATZHALTER*
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